Callas - copertina rigida, flessible

Gr. - 8°, 461 S. mit einigen Abb. auf Tafeln, OPpbd. mit farbigem Umschlag. - (Hamburg): Europäische Verlagsanstalt (2001, 2. Auflage)., "Sie hat sich tapfer geschlagen, das Publikum sparte nicht mit Applaus, aber das war es auch." So trocken kommentierte Franco Zefirelli den letzten Auftritt der Diva unter seiner Regie am 5. Juli 1965 im Londoner Covent Garden. Ihre Stimme, nur noch ein Schatten vergangener Tage, sie selbst ein hypochondrisches, von Depressionen geplagtes Nervenbündel. Zefirelli, der sie mit diesem Engagement aus ihrem Seelentief herausholen wollte, war klar, an diesem Abend hatte die Karriere der Tosca Maria Callas ihr Ende gefunden.

Das Legendenbrünnlein sprudelt noch immer munter die Mär der Wandlung vom hässlichen Entlein zum herrlichen Schwan hervor. Tatsache ist, dass Mutter Kalogeropoulos -- so der ursprüngliche Name der im Jahr 1923 in die Vereinigten Staaten immigrierten griechischen Familie -- die Sopranqualitäten ihrer Tochter früh erkannte und, brennend vor Ehrgeiz und Profitgier, vorantrieb. Ihren Mann, einen verkrachten Apotheker und Bankrotteur, hatte Mama längst beiseite gelegt. Später bekannte die Callas, ihre gesamte Karriere sei eine einzige Ersatzhandlung für die mangelnde Zuwendung ihrer lieblosen Eltern.

Der "herrliche Schwan" Maria Callas wurde zwar 1937 mit einer La Traviata-Aufführung in Chicago schlagartig zum Weltstar, vermochte aber auch zeitlebens das Kräftefeld zwischen Verletzen und Verletztwerden nie zu verlassen. Welcher Ruf der gnadenlos ihrer Kunst Verpflichteten vorauseilte, lässt sich an Herbert von Karajans zarter Reaktion auf Zefirellis Wunsch nach einer gemeinsamen Tosca-Verfilmung ablesen: Lieber wolle er sich umbringen, als mit "diesem ekelhaften griechischen Weibsbild" zusammenzuarbeiten.

Leben und Sterben dieser wohl immer noch besten Sängerin des vergangenen Jahrhunderts, Kultfigur und Affärenkönigin der Regenbogenpresse, lässt David Bret in einem gewaltigen Bilderbogen noch einmal auferstehen. Allein der 70-seitige Anhang mit detaillierten Konzert- und Opernauftritten sowie sämtlichen Rundfunk- und TV-Aufnahmen der "Göttlichen" machen das Werk zu einem Muss für jeden Opernfan. --Ravi Unger